Die Bedeutung der taktil-kinästhetischen Sinnesmodalität für die Sprachentwicklung

Beschreibung:
Die Sprachentwicklung hat anerkanntermaßen perzeptive, kognitive (z. B. Merkfähigkeit, soziale Kognition, Kategorisierung) und pragmatische Vorläufer (Kommunikation). Nach einem kurzen Abriss der taktil-kinästhetischen Sinnesmodalität wird deren Bedeutung für die Entwicklung des Sprechens dargestellt, bevor ihre Rolle für die Sprachentwicklung als ein Vorläufer zum Erwerb der referenzsemantischen Wortart Objektwörter ausgeführt wird. Objektwörter gehören zu den ersten Wörtern eines Kindes; sie haben wahrnehmbare Referenten. Um diese zu erfassen, leistet die taktil-kinästhetische Sinnesmodalität mit ihren Werkzeugen Haut, Mund und Hand vor allem im Säuglingsalter einen großen Beitrag. Die Verarbeitung von Reizen aus der Außenwelt beginnt sensorisch und endet begrifflich, wodurch zunehmend von sensorischen Eigenschaften abstrahiert wird. Damit ein Objektwort zu einem verbalen Symbol wird, muss das Kind Bedeutungswissen (konzeptuelles Wissen) erwerben, d. h. mentale Repräsentationen für ein Objekt oder für Klassen (Kategorien) unterschiedlicher Phänomene formen. Es ist anzunehmen, dass frühe Kategorisierung auf der Wahrnehmung von Objektmerkmalen und/oder auf Handlungserfahrung beruht und der erste Beleg für Konzeptbildung ist. Die Sprachrepräsentation ist akustisch und kinästhetisch, wohingegen das Objektrepräsentationsgedächtnis als Basis für Objektwörter vor allem visuell und taktil-kinästhetisch ist.
Kiese-Himmel, C. (2007). Die Bedeutung der taktil-kinästhetischen Sinnesmodalität für die Sprachentwicklung - Forum Logopädie, 3 (21), 26-29
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