Partizipative Zielfindung und –evaluation in der Aphasie-Therapie auf Grundlage des modifizierten Partner Kommunikation Fragebogens am Beispiel eines Patienten mit chronischer Aphasie und seiner Ehefrau

Beschreibung:
Hintergrund: In der ambulanten logopädischen Praxis zeigt sich, dass das Aufstellen der Therapieziele oftmals durch die Fachkraft erfolgt. Verschiedene Literaturen verdeutlichen jedoch, dass durch die gemeinsame Vereinbarung der Ziele im Diagnostikprozess ein höherer Behandlungserfolg resultiert. Da für diese partizipative Vorgehensweise ein Mangel an Zielsetzungskonzepten herrscht, wurde mit der durchgeführten Studie ermittelt, inwiefern der modifizierte „Partner-Kommunikation-Fragebogen“ (PKF) in der Aphasietherapie als Basis für die gemeinsame Zielvereinbarung geeignet ist. Aufgrund möglicher Differenzen, die zwischen den Perspektiven des Betroffenen, seines Angehörigen und der Therapeutin vorliegen könnten, sollte des Weiteren geklärt werden, inwieweit die verschiedenen Ansichten bei der Zielfindung miteinander vereinbar sind.
Methode: Die Evaluationsstudie wurde zunächst an einem Probandenpaar erprobt. Dafür wurde ein Aphasie-Patient rekrutiert, welcher sich aktuell in einer Ehe befindet und mit seiner Partnerin zusammenlebt. Ein wesentliches Einschlusskriterium war zudem, dass der Patient sich in der chronischen Phase befindet, um alltagsrelevante Ziele aufstellen zu können. In einem sequentiellen Mixed-Methods-Design folgte zunächst die separate Befragung des Betroffenen und seiner Ehefrau mittels PKF. Die daraus gewonnenen quantitativen Daten wurden als Grundlage für das anschließende Zielsetzungsgespräch genutzt. Im Anschluss fand die Durchführung der Therapie anhand der formulierten Ziele und letztlich die Evaluation des Vorgehens statt.
Ergebnisse: In der Studie zeigte sich, dass der PKF bei diesem Probandenpaar aufgrund individueller Kontextfaktoren nicht als Basis für die Ableitung der Ziele geeignet war. Das Aufstellen der Ziele konnte jedoch in dem Zielsetzungsgespräch realisiert werden. Im weiteren Therapieprozess gelang die Umsetzung der drei Ziele größtenteils, begrenzt auf die Therapiesituation. Insgesamt wurde bei der partizipativen Vorgehensweise deutlich, dass die Ansichten der drei beteiligten Personen gut miteinander vereinbar sind. Dafür schienen ein offener Austausch sowie die Bereitschaft zu Kompromissen besonders bedeutsam zu sein.
Schlussfolgerung: Da der PKF in diesem Fall nicht zur Zielableitung genutzt werden konnte, ist die Erprobung der Vorgehensweise an anderen Probandenpaaren notwendig. Zudem ist eine Modifizierung des methodischen Vorgehens bei Anschlussprojekten denkbar.
Vinke, J. (2017). Partizipative Zielfindung und –evaluation in der Aphasie-Therapie auf Grundlage des modifizierten Partner Kommunikation Fragebogens am Beispiel eines Patienten mit chronischer Aphasie und seiner Ehefrau. Frechen: evi-logo.org
Ja
Allgemeine Einschlusskriterien: Patient oder Patientin mit einer Aphasie (in der chronischen Phase); Leben in einer Ehe oder Partnerschaft sowie Zusammenleben mit dem Partner/ der Partnerin; ausreichende zeitliche Ressourcen für die Durchführung des Projektes - Sprachliche Kriterien: gut erhaltenes Sprachverständnis; Möglichkeit zur Sprachproduktion (mindestens) auf Wortebene; relativ gut erhaltenes Lese-Sinn-Verständnis
Vorliegen einer progredienten neurologischen Erkrankung
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Fragebogen, Recherche , Zielsetzungsgespräch
Für die Beantwortung der Forschungsfragen wurde das Design der Evaluationsstudie ausgewählt. Dabei sollte sowohl die formative als auch die summative Evaluation genutzt werden, um eine Bewertung während des Projektes zu sichern, aber auch eine Reflektion nach Abschluss der Studie zu erhalten. Es wurde vorgesehen die gesamten Daten durch den Einsatz eines Mixed-Methods-Designs zu erheben. Dieser Ansatz schien für das Forschungsprojekt angemessen zu sein, um mehrperspektivische und umfangreichere Erkenntnisse zu sammeln. Zur Vorbereitung auf das Projekt wurde zunächst die Erfassung der sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen des Patienten mit einer standardisierten Diagnostik durch den "Aachener Aphasie Test" und den "Amsterdam - Nijmegen Everyday Language Test" geplant. Anschließend sollte der modifizierte PKF-Bogen, als quantitatives Verfahren des Forschungsvorhabens, die Basis für die vorgesehene partizipative Zielsetzung bilden. Es wurde geplant die Einschätzungen des Ehepaars im Rahmen eines Zielsetzungsgesprächs zu besprechen und zu erweitern. Diese qualitative Methode sollte demnach genutzt werden, um in einem direkten Austausch zwischen der Therapeutin und dem Ehepaar Ziele festzulegen, die in der weiteren Therapie erreicht werden sollten. Für das Ende des Forschungsprojektes wurde ein Abschlussgespräch angestrebt, um das gesamte Vorgehen zu evaluieren. Durch diese Arbeitsweise sollte mithilfe der konkreten Punktwerte aus den PKF-Bögen zunächst eine Übersicht erstellt werden sowie anschließend die Selektion relevanter Themen für das Zielsetzungsgespräch stattfinden. Dieses sollte die Möglichkeit bieten, die vorgegebenen Aspekte aus dem PKF-Bogen zu ergänzen und mehr Informationen zu generieren. Anschließend konnte die Auswahl der Therapiemethoden durch die Therapeutin geplant und die Vorstellung dieser Therapieansätze für den Betroffenen und seine Ehepartnerin vorbereitet werden. Zusammenfassend ist herauszustellen, dass für das Forschungsvorhaben ein sequentielles Design vorgesehen wurde, welches quantitative und qualitative Methoden mit gleicher Priorität einbezieht. Die Abfolge beider Methodenstränge hatte hierbei hohe Relevanz, da das qualitative Design auf Basis der quantitativen Datenerhebung folgen sollte (QUANT -> QUAL).
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