Sprachtherapeutische Diagnostik mit dem Mottier-Test
Viele Normierungen und viele Fragezeichen

Beschreibung:
Als verursachender bzw. aufrechterhaltender Faktor für laut- und schriftsprachliche Defizite bei Kindern kommt der Kapazität des phonologischen Kurzzeitgedächtnisses eine wichtige Rolle zu. Im Rahmen der Sprachdiagnostik wird diese meist anhand von Aufgaben zum Nachsprechen von Pseudowörtern erfasst. Bei der Anwendung des weit verbreiteten Mottier-Tests stehen DiagnostikerInnen in Schule und Praxis oftmals vor dem Problem, sich begründet für eine der aktuellen Normierungen entscheiden zu müssen. Der vorliegende Beitrag stellt die Ergebnisse einer Pilotuntersuchung dar, in der die Leistungen von 30 fünfjährigen Kindern beim Nachsprechen von Pseudowörtern erfasst wurden. Die im Mottier-Test anhand dreier unterschiedlicher Normierungen erreichten Werte wurden miteinander verglichen sowie die Ergebnisse aus zwei standardisierten und normierten Untertests zum verbalen Kurzzeitgedächtnis als Außenkriterium herangezogen. Es zeigte sich, dass die verschiedenen Normierungen des Mottier-Tests in mindestens 10% der Fälle zu unterschiedlichen Entscheidungen hinsichtlich einer Therapieindikation führten. Zudem wurden die Leistungen des verbalen Kurzzeitgedächtnisses durch den Mottier-Test oftmals anders eingeschätzt als durch Untertests mit standardisierter Durchführung. Implikationen aus den Ergebnissen für die sprachtherapeutische Diagnostik werden aufgezeigt.
Ulrich, T. (2016). Sprachtherapeutische Diagnostik mit dem Mottier-Test - Viele Normierungen und viele Fragezeichen - Forum Logopädie, 2 (30), 22-29
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