Therapien in Kitas und Grundschulen - Erfassung des Ist-Zustandes

Beschreibung:
Hintergrund: Immer mehr Kinder im Kita- und Grundschulalter werden ganztags in Bildungseinrichtungen betreut (Statistisches Bundesamt, 2019). Dadurch gewinnen ergotherapeutische, physiotherapeutische und logopädische Therapien in diesen Einrichtungen zunehmend an Bedeutung (Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V., 2019). Daten über die vorherrschenden Rahmenbedingungen bei Therapien in Kitas und Grundschulen in Deutschland liegen bisher nicht vor.
Fragestellung: Wie bewerten Logopäd/inn/en, Ergotherapeut/inn/en und Physiotherapeut/inn/en den Ist-Zustand in Bezug auf Therapien von Kindern, die in Kitas und Grundschulen therapiert werden?
Methode: Die Forschungsgruppe, bestehend aus fünf Masterstudierenden des Studiengangs Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie an der HAWK Hildesheim, erstellte einen Fragebogen über die Plattform SoSci-Survey. Dieser enthielt 68 ordinalskalierte Items sowie soziodemografische Daten und 16 nominalskalierte Items. Zu Testzwecken wurde zunächst ein Pre-Test mit der Arbeitsgruppe des Deutschen Bundesverbandes Logopädie e. V. (dbl) durchgeführt. Anschließend wurden alle großen Berufsverbände im Bereich Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie kontaktiert, damit diese den Fragebogen an ihre Mitglieder weitergeben. Zusätzlich wurde der Fragebogen in den Sozialen Medien über Facebook-Gruppen sowie persönliche Kontakte verbreitet, um möglichst viele praktisch tätige Therapeut/inn/en zu erreichen. Die Datenerhebung startete am 09.05.20 und dauerte bis zum 01.07.20 an. Die deskriptive Auswertung der Daten erfolgte mithilfe des Programms SPSS 26.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 356 Personen aus allen Bundesländern an der Befragung teil. Die Stichprobe ist in Bezug auf die Berufsgruppen heterogen. 76% der Befragten sind Logopäd/inn/en, 17% Ergotherapeut/inn/en und 7% Physiotherapeut/inn/en. Es besteht eine hohe Zufriedenheit aus Sicht der Befragten mit der Therapie in Kitas und Grundschulen. Deutlich wurde, dass ein Großteil der Befragten den regelmäßigen Austausch mit den Erziehungsberechtigten als sehr wichtig bewertet hat. Der Zeitaufwand hierfür wird jedoch als sehr hoch bewertet. Besonders hohe Diskrepanzen traten zudem in Bezug auf die Vergütung von Wegzeiten sowie der Finanzierung von interdisziplinärem Austausch auf. Die Verfügbarkeit von Räumlichkeiten wird eher gut bewertet.
Fazit: Zusammenfassend scheint ein Großteil der Therapeut/inn/en der Überzeugung zu sein, dass Therapien in Einrichtungen durchführbar sind. Zudem geben sie eine hohe Zufriedenheit mit der Arbeit im Setting Kita/Grundschule an. Dennoch müssen sich bestimmte Rahmenbedingungen ändern, damit die Therapien ganzheitlich möglich sind. Aus Sicht der Befragten ist vor allem die Vergütung von Zeiten für den interdisziplinären Austausch unzureichend. Es bedarf an geeigneten Abrechnungspositionen und Konzepten, damit der Austausch mit anderen Berufsgruppen sowie den Erziehungsberechtigten im Arbeitsalltag ermöglicht wird.
Hecht, A., Mayer, L., Mauer, M., Pagels, L. & Gosse, J. (2020). Therapien in Kitas und Grundschulen - Erfassung des Ist-Zustandes. Frechen: forum-logopaedie.de
Ja
Ergotherapeut/inn/en, Physiotherapeut/inn/en oder Logopäd/inn/en bzw. Sprachtherapeut/inn/en, die in den Jahren 2019 und/oder 2020 Kinder zwischen 0 und 11 Jahren in Kitas oder Grundschulen (auch sonderpädgogische Einrichtungen) therapiert haben
356
Fragebogen
68 ordinalskalierte sowie 16 nominalskalierte Items, im vorliegenden Artikel wird die deskriptive Auswertung dargestellt
SPSS26
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