Zur Praxisrelevanz der neuen AWMF-Leitlinie „Stottern“

Beschreibung:
Die neue AWMF-Leitlinie „Stottern“ beeindruckt durch ihren Umfang und die hinter ihr stehenden achtzehn Fachgesellschaften. Bei genauerer Betrachtung fallen aber verschiedene Einseitigkeiten und eine fragwürdige Tendenz auf: Das Stottern wird ausschließlich über Genetik und Hirnphysiologie verstanden. Erfahrungswissenschaftliche, insbesondere psychosoziale Erkenntnisse zur Entstehung des Stotterns werden nicht berücksichtigt. Erklärt wird dieser Mangel mithilfe einer falschen Interpretation des Konzepts der „nicht-geteilten Umwelt“. Die Folgen dieser Einschränkung sind eine eingeengte Definition des Stotterns, eingeschränkte Therapieempfehlungen und eine auffällige Vernachlässigung der Therapeut-Patient-Beziehung, was insgesamt zu einer geringen Praxisrelevanz der Leitlinie führen muss. Die Leitlinie scheint durch eine Verdrängung des Psychosozialen geprägt. Deren möglichen Ursachen werden diskutiert. Schließlich folgen Anregungen für eine zukünftige Revision der Leitlinie.
Kollbrunnner, J. (2017). Zur Praxisrelevanz der neuen AWMF-Leitlinie „Stottern“ - Forum Logopädie, 4 (31), 32-37
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